goodz – 2-Monats-Pleite trotz 100.000 Euro

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goodzgoodz war eine der am meisten diskutierten Crowd-Pleiten. Bereits zwei Monate nachdem das Unternehmen 100.000 EUR via Seedmatch gesammelt hatte, meldete es Insolvenz an. Das Geld war für Online-Marketing ausgegeben worden, ohne dass die angestrebten Umsatzziele erreicht werden konnten. Zugleich war es den Gründern nicht gelungen, eine Anschlussfinanzierung zu bekommen. Statt der benötigten 300.000 EUR zur Überbrückung, war es goodz lediglich gelungen, 100.000 EUR via Seedmatch einzusammeln. Die 134 Seedmatch Investoren verloren im Schnitt 746 EUR, was ungefähr dem Mittelwert aller Seedmatch-Pleiten entspricht.

goodz war ein Onlineshop für Design, Qualität und Nachhaltigkeit im Bereich Beauty, Fashion und Interior. Zum Zeitpunkt des Crowdinvestings lagen die Umsätze laut Pitch Video bereits über dem Business Plan. Zugleich war es gelungen, eine Stammuserschaft und Facebook-Fanbase mit nur geringen Marketingkosten aufzubauen. Auch die Kapitalbindung in Lagerbeständen wurde als gering angegeben, so dass das unternehmerische Risiko des E-Commerce-Anbieters sehr gering zu sein schien.

Das goodz Funding

  • Fundingvolumen: 100.000 €
  • Funding-Art: Partiarisches Nachrangdarlehen
  • Crowdinvesting-Plattform: Seedmatch
  • Funding-Abschluss: Mai 2014
  • Investoren: 134
  • Crowd-Money-Burn-Rate: 50.000 € / Monat
  • Insolvenz: Jul 2014

goodz Mitteilung zur Insolvenz

goodz, 23. Juli 2014

goodz stellt Geschäftsbetrieb ein

Sehr geehrte Seedmatch-Investoren,

mit diesem Update möchten wir Sie ausführlich über die Gründe informieren, die dazu geführt haben, dass wir in der letzten Woche einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen mussten.

Rückblickend war es ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die für uns zu der aktuellen Situation geführt haben. Letzten Endes ausschlaggebend war aber vor allem die Tatsache, dass es uns nicht rechtzeitig gelungen ist, weitere Unterstützer wie Sie für eine Anschlussfinanzierung unseres Geschäftsmodells zu gewinnen.

Nach dem erfolgreichen Start von goodz im Dezember 2013 konnten wir die Einkaufserfahrung in den Folgemonaten zunächst stetig verbessern und in vielerlei Hinsicht eine sehr positive Entwicklung zeigen. So waren wir etwa in der Lage, unser Produktportfolio binnen kürzester Zeit auf über 100 Marken und 1500 Produkte auszuweiten und um innovative eigene Angebote wie die Prepaid Karte „goodz Drive“ zu erweitern. Ebenso konnten wir weitere kritische Erfolgsvariablen wie die Konversionsrate, Artikel pro Bestellung und den durchschnittliche Warenkorbwert kontinuierlich steigern. 100.000 Besucher und eine Basis von knapp 7.000 Facebook-Fans brachten uns steigende Umsätze im fünfstelligen Bereich.

Trotz dieser positiven Trends erreichten wir im Hinblick auf den wichtigsten Skalierungsfaktor im E-Commerce, den Besucher-Traffic, nicht die Ziele unserer Geschäftsplanung. Denn um ein hohes Maß an Traffic zu generieren, bedarf es substantiellen Investitionen in Online Marketing (z. B. SEM und SEO). Nach einer Phase der Eigenfinanzierung in der wir die Plattform gebaut und lanciert haben, richteten wir uns an die Seedmatch-Community mit dem Ziel 300.000 Euro, in erster Linie zu diesem Zweck, einzusammeln. Die tatsächlich eingesammelten 100.000 Euro, für die wir sehr dankbar sind, bedeuteten eine Anpassung unserer Strategie.

So standen uns geringere Ressourcen für Marketing zur Verfügung, die zu einem unterplanmäßigem Traffic und somit langsamerem Wachstum führten. Darüber hinaus bedeutete das geringere Crowdinvestment für uns einen erheblich kürzeren Zeithorizont bis zu einer neuen Finanzierungsrunde.

Wir leiteten daraufhin die notwendigen Maßnahmen ein und hielten unsere Kosten auf einem absoluten Minimum. Wir tätigten z. B. keine Investition in unsere Büroausstattung und liehen uns Schreibtische, Computer, Drucker usw. unentgeltlich. Das durchschnittliche Gehalt des Teams (8 Personen inklusive der Gründer) lag bei gerade einmal 700 Euro pro Monat. Gleichzeitig arbeiteten wir hart und leidenschaftlich am Aufbau von goodz.

Die Plattform stand, funktionierte und wuchs. Aber der Druck, eine Anschlussfinanzierung zu erreichen, war hoch. Während dieser Periode hatten wir auch Unterstützung von Ashokas Finanzierungsagentur für Social-Entrepreneurship.

Doch trotz starker Leads und sehr konkreten Gesprächen konnten wir letztlich keinen positiven Finanzierungsabschluss erzielen. Dieses Ergebnis führte in der letzten Woche dazu, dass wir aus Gründen der kaufmännischen Sorgfalt dazu verpflichtet waren, den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen.

Die Gründe für den Rückzug von Investoren lassen sich vereinfacht in drei Kategorien unterteilen. Das häufigste Feedback, das wir erhalten haben ist, dass die Phase unseres Unternehmens noch zu früh sei, und der sogenannte „proof-of-concept“ erst noch erbracht werden müsse. Die beiden anderen Gründe hatten mit der grundsätzlichen Ausrichtung unserer Plattform zu tun: Rein kommerzielle institutionelle Investoren waren nicht davon überzeugt, dass der E-Commerce-Markt für nachhaltige Lifestyle-Produkte wirtschaftlich interessant sei. Die Mehrheit der Sozialunternehmer auf der anderen Seite hatte die Ansicht, dass goodz zu kommerziell aufgestellt sei und dementsprechend keinen ausreichenden Fokus auf soziale Faktoren legte.

Wir respektieren die Meinung der Investoren, sind aber weiterhin von der Idee überzeugt. Vielleicht war unsere Ausführung oder das Timing nicht perfekt, aber wir sind uns sicher, dass die Zukunft die wirtschaftliche Attraktivität des Geschäftsmodells und der adressierten Zielgruppe beweisen wird.

Derzeit führen wir alle erforderlichen Schritte für den reibungslosen Ablauf des möglichen Insolvenzverfahrens durch. Dazu haben wir alle unsere Geschäftspartner informiert. Das positive Feedback, das wir bisher von unseren Lieferanten erhalten haben, hat uns dabei sehr berührt.

Zu diesem Zeitpunkt ist es schwer zu beurteilen, ob es ein Szenario gibt, in welchem ein Neustart des Unternehmens möglich wäre. Deshalb ist eine Insolvenz wahrscheinlich. Natürlich werden wir Sie über das finale Ergebnis unterrichten. Bis dahin möchten wir uns bei allen unseren Unterstützern und Seedmatch-Investoren für ihr Vertrauen und ihre enorme Unterstützung in den letzten Monaten bedanken.

Mit freundlichen Grüßen
Jeffry van Ede – Gründer & CEO

(Quelle: Seedmatch)