Seedmatch ist zweifellos Deutschlands Crowdinvesting-Pionier und weiterhin eine der beliebtesten und bekanntesten deutschen Crowdfunding-Plattformen, auf denen Mikroinvestoren online in junge Startup-Unternehmen investieren können. Wie immer bei Frühphasen-Investments handelt es sich beim Crowdinvestment um Wagniskapital und so kommt es, dass immer wieder crowd-finanzierte Startups insolvent gehen.
Seedmatch mit insgesamt 11 Pleiten mit einem Gesamtvolumen von rund 2,8 Mio. EUR scheint verglichen mit anderen Portalen kein besonders gutes Händchen bei der Startup-Auswahl gehabt zu haben.
Aufgrund von Pleiten kurz nach Funding-Runden steht das Unternehmen aus Dresden jedoch immer wieder stark in der Kritik. Spektakulär scheiterte foodieSquare nur 6 Monate nach einer zweiten Finanzierungsrunde von 430.000 EUR. VibeWrite verbrannte 560.000 EUR in nur 3 Monaten und goodz gab trotz 100.000 EUR nach sogar nur 2 Monaten auf.
Alle Crowd-Pleiten (23) | Seedmatch-Pleiten (10) | Companisto-Pleiten (4) | Fundsters Pleiten (3) | Deutsche Mikroinvest Pleiten (4) |
Unternehmen | Insolvenz | Lebensdauer | Volumen | Investoren | Verlust / Investor |
betandsleep | 2013-08 | 9 Monate | 100.000 € | 161 | 621 € |
BluePatent | 2014-02 | 27 Monate | 100.000 € | 153 | 654 € |
foodieSquare | 2014-03 | 6 Monate | 533.750 € | 686 | 778 € |
EasyCard | 2014-06 | 27 Monate | 100.000 € | 134 | 746 € |
Tampons for you | 2014-07 | 20 Monate | 100.000 € | 174 | 575 € |
goodz | 2014-07 | 2 Monate | 100.000 € | 134 | 746 € |
Caramelized | 2014-10 | 23 Monate | 100.000 € | 164 | 610 € |
Vibewrite | 2014-12 | 3 Monate | 560.250 € | 551 | 1.017 € |
TollABox | 2015-02 | 16 Monate | 600.000 € | 599 | 1.002 € |
Paymey | 2015-03 | 12 Monate | 400.000 € | 509 | 786 € |
Larovo | 2016-06 | 48 Monate | 100.000 € | 181 | 552 € |
Details zu den Seedmatch-Pleiten
betandsleep - Deutschlands erste Crowd-Pleite
BluePatent - Pleite durch Ausstieg eines Investors
Caramelized - Stiller Abgang nach 2 Jahren
easyCARD - Einstellung des Geschäftsbetriebs
foodieSquare - 72.000 Crowd-Euro pro Monat verbrannt
goodz - 2-Monats-Pleite trotz 100.000 Euro
Larovo
Paymey - Das FinTech Unternehmen ist pleite
Tampons For You - Kampagnenbuchungen blieben aus
TollABox - Deutschlands teuerste Crowdfunding-Pleite?
Vibewrite - Pleite kurz nach Funding-Ende
Spekulationen um weitere Pleiten
LifeAction
Im Mai 2014 hielten die Crowdinvestoren des Startups LifeAction den Atem am. Die Wirtschaftswoche berichtete, das Berliner Unternehmen stehe kurz vor der Insolvenz. Diese bis heute nicht korrigierte Falschmeldung, drohte, dem Unternehmen kurz vor der Marktreife erheblich zu schaden. In Wahrheit hatte LifeAction lediglich eine Anschlussfinanzierung gesucht und den bestehenden Investoren eine weitere Beteiligungsmöglichkeit offeriert. Der Fortbestand des Unternehmens war bereits seit einem halben Jahr gesichert, als der WiWo Artikel erschien. „Es spricht nichts gegen eine kritische Betrachtungsweise von Crowdfunding-finanzierten Startups. Es scheint aber, als haben Sie unser Startup nur für ein Mittel zum Zweck benutzt, um über die negativen Aspekte einer Crowdfunding-Finanzierung von Startups zu berichten,” kritisiert der Gründer Online in einem Kommentar zum Artikel. Soweit bekannt ist, geht es dem Startup LifeAction weiterhin gut und auch der boshafte WiWo-Artikel hat der Geschäftsentwicklung nicht weiter geschadet.
Larovo
Nach Gerüchten um eine Geschäftsaufgabe Larovos, der Betreibergesellschaft der Plattform beratungsportal.de, sah sich Seedmatch auch hier zu einer Stellungnahme genötigt. Die Plattform ermahnte ihre Investoren daraufhin noch einmal zur Besonnenheit und wies auf die vertragliche Verschwiegenheitspflicht hin: „Für Investoren bedeutet dies in der Regel, dass sie als vertraulich gekennzeichnete Informationen so lange vertraulich zu behandeln haben, bis diese öffentlich vom Gründer kommuniziert werden. Dies ist vor allem im Hinblick auf Verhandlungen mit potentiellen Investoren oder Käufern für eventuell vorhandene Assets bedeutsam.“ (Quelle: Seedmatch). Was an den Gerüchten dran ist, ließ Seedmatch jedoch offen.
Umgang mit den Insolvenzen
In der Regel werden Crowdpleiten auf Seedmatch offen kommuniziert, jedoch nur dann, wenn die Gründer diese bereits öffentlich bekannt gegeben haben. Seedmatch zieht sich bewusst aus der Investor Relations Kommunikation zwischen Startup und Investoren zurück. Dass eine Stellungnahme jedoch auch dann ausbleibt, wenn die Insolvenz bereits offensichtlich vollzogen wird, geht einigen Investoren zu weit.
Die Plattform steht weiterhin immer wieder stark in der Kritik, wenn Startups nur 2 bis 3 Monate nach dem Crowdinvesting-Abschluss in die Insolvenz rutschen. Die Plattform reagierte auf die Kritik mit dem Hinweis, dass seitens Seedmatch keine Prüfung der angegebenen Unternehmenszahlen erfolge. Wörtlich heißt es dazu im Risiko-Hinweis: „Durch Seedmatch erfolgt nur eine Vorauswahl der Startups auf Basis des Investmentfokus’ und nach bestimmten formalen Kriterien. Für die präsentierten Inhalte sind ausschließlich die Startups verantwortlich. Seedmatch übernimmt keine Gewähr für deren Richtigkeit und Vollständigkeit. Wirtschaftliche Entwicklungen der Startups sind von Seedmatch in keiner Weise beeinflussbar. Seedmatch prüft nicht, ob und inwieweit ein Investment in das Startup wirtschaftlich sinnvoll ist.“