Vibewrite – Pleite kurz nach Funding-Ende

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vibewriteVibewrite ist ein trauriger Negativ-Rekord nicht nur, was die Seedmatch-Pleiten sondern auch was die deutschen Crowdpleiten insgesamt angeht. Als das Unternehmen im Dezember 2014 Insolvenz anmeldete, war es noch keine 3 Monate her, dass es über Seedmatch das Fundingziel von 560.000 EUR erreicht wurde. Mit    1.017 EUR Verlust pro Investor ist dies eine der größten Crowdpleiten. Es war dem Team nicht gelungen, eine Anschlussfinanzierung zu bekommen. „Leider war bisher keiner der größeren Investoren bereit, auf Basis des aktuellen Entwicklungsstandes mit uns den Weg zur Marktreife zu gehen,“ gibt Gründer Daniel Kaesmacher auf Seedmatch zu Protokoll. Laut Presseerklärung gibt es Versuche, des Insolvenzverwalters, das Unternehmen noch einmal zu sanieren.

Vibewrite ist ein Technologie-Startup, das den Prototyp eines digitalen Lernstift entwickelt hat, der Handschriften anhand von Bewegungssensoren erkennen und mithilfe der zugehörigen Software digitalisieren kann. Der Vibewrite Office fürs Büro, der Vibewrite Medical für Krankenhäuser und Ärzte, der Vibewrite Gastro für die Gastronomie und der Signature-Schrift für die rechtssichere digitale Unterschrift sollten das Portfolio bilden. Der Vibewrite Schreib-Lernstift, das erste Produkt aus der Reihe, erkennt Schreibfehler und vibriert. Das Interesse am Lernstift war groß, jedoch gelang es nicht, den Prototyp zur Marktreife zu entwickeln und nach 2,5 Monaten war für die Crowdinvestoren der Traum vorbei.

Die Reaktionen auf die Crowdpleite waren so heftig, dass Seedmatch sich genötigt sah, selbst ein Statement dazu abzugeben. „Wie wir an vielen Stellen auf und außerhalb der Plattform kommunizieren, erfolgt durch Seedmatch keine Prüfung der Zahlen der Startups“ und „Das Risiko eines Startup-Investments beginnt nicht erst nach mehreren Jahren,“ schrieben die Plattformbetreiber in ihrem Blog und erweiterte seinen FAQ-Bereich um das Thema Insolvenzen.

Die Vibewrite Funding

  • Fundingvolumen: 560.250 €
  • Funding-Art: Partiarisches Nachrang-Darlehen
  • Crowdinvesting-Plattform: Seedmatch
  • Funding-Abschluss: Sep 2014
  • Investoren: 551
  • Crowd-Money-Burn-Rate: 560.000 € in 8 Monaten
  • Insolvenz: Dez 2014

Pressemitteilung zur Vibewrite-Insolvenz

Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Vibewrite UG (haftungsbeschränkt), Amtsgericht München, Gz.: 1507 IN 3129/14

Pressemitteilung – München, 17.12.2014

Lernstiftentwickler Vibewrite soll saniert werden

Die Suche nach Investoren läuft Die Vibewrite UG (haftungsbeschränkt), die als Startup-Unternehmen seit 2013 einen bei Rechtschreibfehlern vibrierenden digitalen Lernstift entwickelt, steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Die DAK-Gesundheit hat Anfang Oktober einen Insolvenzantrag gestellt, dem unbeglichene Sozialversicherungsbeiträge zugrunde liegen. Das Insolvenzgericht hat nunmehr den Münchner Fachanwalt für Insolvenzrecht Dr. Björn Hellfeld von der Kanzlei Pohlmann Hofmann Insolvenzverwalter zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Der vorläufige Insolvenzverwalter sichert derzeit die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs mit dem Ziel des Verkaufs des Betriebs an einen Investor.

Hinter der im Jahr 2013 erfolgten Unternehmensgründung stand die Idee des Geschäftsführers Falk Wolsky, einen Stift zu entwickeln, der sich bei jedem Rechtschreibfehler bemerkbar macht. Insbesondere Schülern sollte hierdurch Hilfestellung gegeben werden. Mit einem anfänglich rund 20-köpfigen Team startete die Entwicklung des Digital-Stifts, der die Handschrift mit Bewegungssensoren erkennt. Das Unternehmen hat sich dabei durch sog. „Seed-Funding“ finanziert, einer Methode, bei der Investoren über eine Internetplattform Darlehen gewähren. „Insgesamt haben über 550 Investoren einen Betrag i.H.v. rund EUR 560.000,00 aufgebracht“, berichtet Wolsky. Es handelt sich somit um eines der größten „Seed-Funding“-Projekte. Dennoch reichten die Darlehen zuletzt nicht mehr aus, um alle laufenden Kosten zu decken. Der Personalstamm wurde bereits reduziert, um Kosten zu senken. Letztlich steht der Lernstift, der in Kombination mit verschiedenen von der Schuldnerin entwickelten Programmen das Geschriebene auch digitalisieren kann, kurz vor der Markteinführung. „Wir hoffen“, so Aktenvermerk | 17.12.2014 | M3129/14 | Seite 2 Wolsky, „dass wir einen Investor finden, der Interesse an unserem Produkt hat und den Geschäftsbetrieb fortführt.“

Das Insolvenzgericht München hat den Münchner Rechtsanwalt Dr. Björn Hellfeld zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Hellfeld konnte sich insoweit in den letzten Tagen bereits einen Überblick über das Unternehmen, dessen Produkt sowie die Marktsituation verschaffen. „Ein Scheitern des Projekts so kurz vor der Markteinführung wäre wirklich bedauerlich“, so Hellfeld. Es ist ihm bereits gelungen, die Bezahlung der Löhne und Gehälter der noch beschäftigten Arbeitnehmer bis einschließlich Januar 2015 über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung zu sichern. Zugleich hat er damit begonnen, Investoren für eine Übernahme des Geschäftsbetriebs zu suchen. „Das Unternehmen und insbesondere die bislang entwickelten Technologien dürften insbesondere für strategische Investoren sowie Finanzinvestoren interessant sein, die den Stift samt all seiner technischen Möglichkeiten auf den Markt bringen wollen“, so der vorläufige Insolvenzverwalter.

Nach seiner Mitteilung hat er bereits damit begonnen, einen breit angelegten Investorenprozess zu initiieren, um spätestens im Februar 2015 eine Lösung für eine Fortführung des Geschäftsbetriebs präsentieren zu können. Verantwortlich im Sinne des Presserechts/Kontaktdaten: Rechtsanwalt Dr. Björn Hellfeld als Insolvenzverwalter über das Vermögen der Vibewrite UG (haftungsbeschränkt) Pohlmann Hofmann Insolvenzverwalter Rechtsanwälte Partnerschaft Unterer Anger 3, 80331 München Telefon 089 548033-0 Telefax 089 548033-111 Pohlmann Hofmann Insolvenzverwalter sind mit aktuell dreizehn Berufsträgern eine der führenden Insolvenzverwalterkanzleien im süddeutschen Raum. Ihre Partner Rolf G. Pohlmann, Dr. Matthias Hofmann und Dr. Björn Hellfeld sind ausschließlich als Insolvenzverwalter und Insolvenzgutachter sowie bei angeordneter Eigenverwaltung nach dem ESUG als Sachwalter tätig. Schwerpunkte bilden Restrukturierungsund Sanierungsmaßnahmen in Insolvenzverfahren bei Unternehmen mit laufendem Geschäftsbetrieb, die Abwicklung von Insolvenzverfahren mit komplexen Rechtsproblemen sowie Kriminal- und Konfliktinsolvenzen.

(Quelle: Seedmatch)