TollABox – Deutschlands teuerste Crowdfunding-Pleite?

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tollabox-logoEs war ein Freitag der Dreizente, andem Bea von TollABox in einem sehr emotionalen Blogbeitrag die Eröffnung des Insolvenzverfahrens für TollABox (Playducato GmbH) bekannt gab. Zwei Tage vorher hatte das Berliner Abo-Commerce-Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Grund war der kurzfristige Ausfall einer Anschlussfinanzierung, die zur Sicherstellung der Liquidität benötigt wurde. Der Betrieb soll aber mindestens bis Ende April weiter aufrecht erhalten werden und das Team scheint stark an eine Rettung zu glauben. Playducato wäre andernfalls die bis dato größte Seedmatch-Pleite. 599 Investoren hatten im Juni 2013 durchschnittlich 1002 EUR investiert. Mit 600.000 EUR Finanzierungsvolumen wäre TollABox Deutschlands größte Crowdfunding-Pleite.

TollABox ist ein monatliches Spiel- und Bastel-Abo für Kinder zwischen 3 und 8 Jahren. Unter dem Motto „Fördern ohne Stress, nur durch Spiel und Spaß“ versendet TollABox jeden Monat spannende Boxen, mit denen Kinder spielerisch Lernen können. Béa Beste baute das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann Oliver auf, der zuvor bereits den Online-Spielehändler mytoys.de mitgegründet hatte. Lange ging das Geschäft gut, doch als die Anschlussfinanzierung ausfiel, musste die Firma Insolvenz anmelden. Nun besteht die Chance, das Geschäftsmodell anzupassen, um wieder aus den roten Zahlen herauszukommen.

Das TollABox Funding

  • Fundingvolumen: 600.000 €
  • Funding-Art: Partiarisches Nachrangdarlehen
  • Crowdinvesting-Plattform: Seedmatch
  • Funding-Abschluss: Jun 2013
  • Investoren: 599
  • Crowd-Money-Burn-Rate: 37.500 € / Monat
  • Insolvenz: Feb 2015

TollABox Mitteilung zur Insolvenz

TollABox, 13.02.2015

“Die Playducato GmbH hat am 11. Februar 2015 Insolvenzantrag beim Amtsgericht Charlottenburg gestellt. Eine zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit notwendige Finanzierungsrunde ist kurz vor Abschluss gescheitert. Die Geschäfte werden mit Zustimmung des vom Gericht eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalters Prof. Dr. Martini zumindest bis Ende April 2015 fortgeführt und die Kunden vertragsgemäß beliefert.  Das Hauptproblem des Geschäftsmodells bestand in der zu kurzen Abodauer für die Tollabox. Derzeit werden verschiedene Möglichkeiten für die Umstrukturierung des Geschäftsmodells geprüft.”

Übersetzt heißt das:

Wir haben gekämpft wie die Löwen, das könnt ihr uns glauben. Uns ist die Finanzierungsrunde, die wir für das Wachstum der Tollabox brauchten, leider geplatzt. Die Einzelheiten dazu darf ich nicht ausbreiten, aber Fakt ist, dass wir ohne dieses Geld zahlungsunfähig sind. Deswegen waren wir als Geschäftsführer verpflichtet, diese Woche beim Amtgericht Charlottenburg Insolvenzantrag einzureichen. Was heißt das?

In den letzten Wochen – bevor ich richtig informiert war, wie so etwas von statten geht – habe ich mir das Schlimmste vorgestellt. Überall heißt es, dass wir eine bessere Kultur des Scheiterns brauchen, dass ohne Risiken Neues nicht entstehen kann … hach ja. Wenn man selbst vor dem Scheitern steht, fühlt sich alles nicht mehr so couragiert an, sondern schlichtweg: sauschlecht. Aber ich habe im Leben gelernt, dass mit Schlechtfühlen nichts gewonnen ist und nur Tatkraft Lösungen bringt.

Ich habe jetzt gelernt, dass “Insolvenzantrag” nicht heißt, dass alle Lichter sofort ausgemacht werden und alle nach Hause geschickt werden. Unser Sozialstaat hat das Verfahren als Chance eingerichtet, Arbeitsplätze zu erhalten und wirtschaftliche Optionen möglich zu machen. Für die nächsten Monate bekommen wir Unterstützung, um die Gehälter des Teams zu bezahlen. In dieser Zeit haben wir die Chance, verschiedene Möglichkeiten für die Umstrukturierung des Geschäftsmodells zu prüfen und neue Wege einzuschlagen. […]

Liebe Grüße,
Eure Béa für das Tollabox-Team

 

(Quelle: TollABox-Blog)